Ich dachte, mir fehlt feminine Energie – in Wahrheit fehlte mir der Raum dafür
Ich wollte mein eigenes Ding machen - Mama Sein und mein Business führen. Meine Energie nicht mehr für die Visionen anderer hergeben, sondern endlich in meine eigenen Ideen investieren. Ich hatte das Gefühl: Da ist mehr. Ich kann und darf mehr.
Aber ich wollte nicht wieder ausbrennen - nicht wieder in diesem Hamsterrad landen, nur unter anderem Namen.
Genau in dieser Phase wurde ich immer wieder mit dem Thema feminine Energie konfrontiert. Auf Social Media gab es zahlreiche Beiträge dazu. Frauen, die im Flow leben, die einfach empfangen, magnetisch sind, weich - und bei denen scheinbar alles mühelos funktioniert.
Einerseits sprach mich das an. Andererseits verwirrte es mich.
Ich habe mein Leben bisher leistungsorientiert gelebt. Ehrgeizig, strukturiert - und ja, ich habe viel geschafft.
Aber erst als ich Mama wurde und mein Fokus sich radikal verschob, wurde mir bewusst,
wie sehr ich mich und meinen Wert über meine Leistung definiert hatte und wie viel davon letztendlich eigentlich wirklich zählte.
Jetzt wollte ich etwas anderes. Ich wollte meine Vision leben - aber nicht auf die gleiche Art und Weise.
Ich wollte mein Leben nicht damit verbringen, Zielen hinterherzujagen,
selbst wenn sie jetzt mehr im Einklang mit meinen Interessen und Werten stehen würden.
Und so versuchte ich, das Ganze “weiblicher” anzugehen. Doch während ich versuchte, mich darauf einzulassen,
passierte genau das Gegenteil: Mein gesamtes System rebellierte.
Ich versuchte zu meditieren, zu klopfen (EFT), mich von alten Mustern zu befreien. Aber mein Nervensystem schlug Alarm.
Statt entspannter, fühlte ich mich noch gestresster. Ich dachte: Was stimmt nicht mit mir?
Bin ich zu sehr im Ego? Zu sehr im Macher-Modus?
Doch heute weiß ich: Ich habe an der falschen Schraube gedreht.
Alles, was mein System wollte, war Sicherheit. Auch wenn es aus spiritueller Perspektive gern heißt, dass Sicherheit eine Illusion ist –
mein Nervensystem kennt nur: Gefahr oder Geborgenheit.
Und solange der Sympathikus aktiv ist – also der Überlebensmodus –
ist da einfach kein Raum für Flow, Empfangen oder Loslassen.
Ich habe versucht, mich weich zu machen. Weiblich zu fühlen.
Doch das Einzige, was ich gemacht habe, war: mich selbst unter Druck zu setzen.
Ich wollte mich fallen lassen – aber ich fühlte keinen Boden.
Ich wollte vertrauen – aber da war kein innerer Halt.
Und so suchte ich ihn im Außen. Ich analysierte das Verhältnis in meiner Beziehung und hatte mich die ganze Zeit als „das Weibliche“ gesehen.
Und meinen Partner als „das Männliche“. Ich dachte, er müsse mich halten. Er müsse mir den Raum geben.
Aber tief in mir wusste ich auch: Meine Ideen waren mir zu wichtig, um sie abhängig von anderen zu machen.
Meine Visionen wollten nicht warten, bis meine Beziehung das “richtige” Verhältnis von männlicher & weiblicher Energie spiegelt
– sie wollten gehalten werden. Von mir.
Und dann fiel der Groschen: Ich hatte mein inneres Gleichgewicht nach außen projiziert.
Wie C. G. Jung schon beschrieb: Jeder Mensch trägt beide Kräfte in sich – Anima & Animus.
Das weibliche und das männliche Prinzip. Und in mir waren diese Kräfte alles andere als in Balance.
Ich dachte, ich müsste „weiblicher“ werden.
Aber was ich damit meinte, war eigentlich nur das, was ich online ständig gesehen habe: Sanft sein. Empfangen. Sich fallen lassen.
Nicht kontrollieren. Nicht pushen. Nicht zu viel wollen. So zu leben wirkte leicht – fast magisch.
Aber das Problem war: Ich wollte dieses Bild erfüllen, anstatt wirklich hinzuspüren, was ich brauche.
Und genau das war das eigentliche Problem. Ich habe mir eingeredet, ich müsste mehr vertrauen, loslassen, im Flow sein. Aber in Wahrheit war ich angespannt, überfordert, und irgendwo auch wütend – weil es einfach nicht funktionierte.
Heute weiß ich: Das war eine Form von Spiritual Bypassing.
Ich habe versucht, meine echten Gefühle und Bedürfnisse zu übergehen – im Namen von „Weiblichkeit“.
Ich war streng mit mir, obwohl ich dachte, ich sei auf dem Weg zur Leichtigkeit.
Ich habe mich korrigiert, statt mich anzunehmen und zu halten.
Was mir wirklich gefehlt hatte, war nicht noch mehr Hingabe.
Es war ein gesunder innerer Rahmen, der meine Hingabe überhaupt erst möglich machte.
Dieser gesunde männliche Anteil in mir ist heute nicht laut, nicht hart, nicht drängend.
Er ist zuverlässig. Präsent. Strukturiert. Er gibt meiner inneren Weiblichkeit den Raum, sich auszubreiten.
Er sagt: „Ich bin da. Du darfst fühlen. Du darfst fließen. Und ich halte den Rahmen.“
Und genau darin lag die wahre Veränderung. Nicht darin, etwas Neues zu finden – sondern dem, was längst da war, endlich Raum zu geben.
Ich dachte, mir würde etwas fehlen. Dass ich nicht „weiblich genug“ sei.
Aber heute weiß ich: Es hat mir nichts gefehlt – ich hatte nur keinen Raum dafür.
Kein innerer Halt, keine Struktur, kein Boden, auf dem sich diese Energie wirklich entfalten konnte.
Und genau das habe ich mir selbst gegeben.
Und das bedeutet für mich heute:
Ich gebe mir Strukturen, die nicht einengen, sondern mich tragen.
Ich setze Ziele, aber genieße auch den Prozess.
Ich nehme mir Zeit für Kreativität, aber auch für Umsetzung.
Ich führe mich authentisch und sanft – statt mich anzutreiben.
Erst als ich verstanden habe, dass ich mir selbst Sicherheit geben darf,
wurde das, was ich vorher „feminine Energie“ genannt habe, überhaupt erst möglich.